Die ganze Welt zu Tisch
Es gibt heute kaum ein Land mehr, in dem es nur die nationale Küche gibt. Sogar in Nordkorea soll es ein Restaurant für Diplomaten geben, in dem Speisen aus aller Welt serviert werden. Die internationale Küche hat heute die meisten Spitzen-Köche beeinflusst. Längst hat die französische Küche ihre Alleinherrschaft über die Haute Cuisine verloren. Jüngst gab es sogar einen Michelin-Stern für ein thailändisches Restaurant, das eigentlich als Streetfood angefangen hatte und in dem man auch heute noch auf einfachen Plastikstühlen sitzt.
In deutschen Restaurants hat die Internationalisierung zunächst mit dem Wirtschaftswunder begonnen. Die ersten Reisenden in Richtung Süden brachten Pizza und Pasta mit, wer es bis Spanien schaffte, schwärmte von der Paella. Als die ersten Gastarbeiter nach Deutschland kamen, bereicherten sie die kulinarische Landkarte mit Leckereien wie Kebab und Döner, auch der serbischen Bohnensuppe und Ćevapčići. Italienische Einwanderer zeigten, wie man Pizza im Holzofen macht und spätestens, als Dr. Oetker sie einfror, war die Integration gelungen.
Eine weitere Einwandererwelle kam in den 70er- und 80er-Jahren aus Asien, vor allem durch vietnamesische Flüchtlinge. Sie brachten asiatische Kost in deutsche Großstädte. Die gewieften Geschäftsleute eröffneten die ersten Restaurants, in denen mit Stäbchen gegessen wurde. Im Zuge dessen entstanden auch Thai-Restaurants. Auch die chinesische Küche hielt Einzug, wenn auch in einer sehr dem westlichen Geschmack angepassten Version. Dennoch kennt seitdem jeder die Peking-Ente und Hühnchen süß-sauer.
Schon früh hatten amerikanische Soldaten die Fastfood-Kultur in Deutschland eingeführt, die aber erst langsam an Fahrt gewann. McDonalds und Wendy’s waren eher cool als kulinarisch, und echte Diners gab es nur in Städten mit US-Bevölkerung. Die Kollegen aus England scheiterten hingegen völlig mit der Umerziehung der Deutschen zu dem, was auf der Insel als Essen bezeichnet wird. Erst ein Jamie Oliver schaffte die Wende und machte Essen aus England nicht nur genießbar, sondern auch überaus populär.
Eine weitere bekannte Küche ist die indische, die auch die pakistanische und nepalesische Küche mit einschließt. Auch hier waren es Einwanderer, meistens Geschäftsleute, die sich in Deutschland eine neue Existenz aufbauen wollten und etwas Farbe und Gewürze in die deutschen Mäuler brachten. Gleiches galt für südamerikanische Leckereien, vor allem die mexikanische Küche. aber auch brasilianische Fleischtempel fanden Anklang in Deutschland, ebenso wie kolumbianische Restaurants, die vor allem als sehr exotisch galten.
Die osteuropäischen Gerichte kamen erst nach der Wende in den Westen, und das auch nur langsam. Russisches Essen passte nicht in die Gesundheitswelle, und im Osten hatte man ohnehin genug davon gehabt. Auch heute noch finden sich recht wenige russische Restaurants in Deutschland, und gleiches gilt für die meisten anderen ehemaligen Ostblockstaaten.
Auch die afrikanische Küche führt eher ein Schattendasein in Deutschland. Zwar gibt es vereinzelt immer wieder Versuche, die Vielfalt des Kontinents auch auf Speisekarten abzubilden, einen echten Durchbruch hat es aber nicht gegeben.